Bedeutung und Charakteristika der im österreichischen Außenhandel tätigen Firmen

Die durch Exportaktivitäten erzeugte Wirtschafsleistung in Österreich beträgt etwa 30%. In der Sachgüterindustrie sind durchschnittlich etwas mehr als zwei Drittel der Firmen international aktiv. Die Exportaktivitäten sind dabei auf Dauer angelegt. Größere Firmen sind wesentlich häufiger international aktiv und tragen den größten Teil an Exporten bei. Exportierende Unternehmen sind in Durchschnitt größer, erwirtschaften mehr Überschüsse und investieren mehr im Vergleich zu Firmen, die nicht exportieren. Diese bezahlen auch höhere Löhne, was jedoch nicht per se auf Exportaktivitäten sondern auf die höhere Produktivität zurückzuführen ist. Schließlich zeigt sich enge und gegenseitige Verbindung zwischen Exporten, F&E-Aktivitäten und Produktivität.

Österreichs Wohlstand hängt im hohen Umfang von Exporten ab. Ihr Anteil an der österreichischen Wirtschaftsleistung beträgt mehr als die Hälfte. Zieht man die für die Produktion der Exporte notwendigen Importe ab, stammt immer noch etwa ein Drittel der heimischen Wertschöpfung aus Exporten (siehe Grafik 1).

Trotz der großen Bedeutung der Exportwirtschaft für Österreich war bislang wenig über die Charakteristika exportierender Firmen bekannt. Wie groß ist der Anteil der österreichischen Unternehmen, die exportieren? Sind es vorrangig große oder kleine Firmen? Sind Exporteure produktiver und erfolgreicher?

Der Zugang zu Mikrodaten über das AMDC der Statistik Austria erlaubt erstmals detaillierte Antworten auf diese Fragen zu geben (Stehrer et al., 2022; Stehrer, 2023).

Wie viele Unternehmen exportieren wie viel?

Nicht alle Unternehmen exportieren. Im Durchschnitt über die Jahre 2013-2020 beträgt der Anteil der im Außenhandel tätigen Unternehmen in der österreichischen Sachgüterproduktion etwa 70%. Etwas mehr als 55% sind sowohl Exporteure als auch Importeure. Etwa 6% sind reine Exporteure, und nicht ganz 10% sind nur als reine Importeure international aktiv. Die restlichen 28% betreiben weder Exporte noch Importe (siehe Grafik 2).[1]

Die Exportaktivitäten österreichischer Unternehmen sind dabei auf Dauer angelegt. Etwa 90-95% der exportierenden Unternehmen eines Jahres exportieren auch im nächsten Jahr und nur 1-2% aller Unternehmen pro Jahr beenden ihre Exportaktivität. Weitere 5% der Unternehmen eines Jahres scheiden aufgrund einer Insolvenz oder Firmenschließung aus dem Markt aus.

Umgekehrt beginnen nur wenige nicht-exportierende Unternehmen (etwa 5% pro Jahr) mit Exportaktivitäten. Als Folge nimmt der Anteil der Exporteure an allen Unternehmen langsam, aber stetig zu, wie Grafik 2 zeigt. Waren 2013 noch 33% der Firmen nicht international aktiv, ist dieser Anteil bis 2020 auf etwa 26% gesunken. Auch die Wirtschaftskrise und die Störungen der Lieferketten infolge von Covid-19 konnten diesen Trend nicht stoppen.

Nicht-Exporteure haben auch eine höhere Wahrscheinlichkeit von etwa 5-10% aus dem Markt auszutreten. Im Durchschnitt treten pro Jahr etwa 5% der Unternehmen (in Prozent der existierenden Unternehmen) ein. Davon macht der Anteil jener Unternehmen, die sofort exportieren, etwa zwei Drittel aller Markteintritte aus.

Kleinere Firmen exportieren deutlich seltener als große Unternehmen. Während bei Firmen mit weniger als 10 Beschäftigten Exporteure in der Minderheit sind, exportieren etwa die Hälfte der Firmen mit 10 bis 49 Beschäftigten. Firmen mit mehr als 49 Beschäftigten sind sogar zu mehr als 80% Exporteure. Großunternehmen mit 250 und mehr Beschäftigten, die nicht exportieren, kommen sehr selten vor (siehe Grafik 3).

Deutschland ist der wichtigste Exportmarkt österreichischer Firmen; das bedeutet allerdings nicht, dass sich österreichische Exporteure auf diesen Markt beschränken. Der Anteil der „marginalen Exporteure“, also von Firmen, die lediglich in ein Land exportieren, liegt bei nur 15% der exportierenden Firmen. Definiert man „marginale Exporteure“ etwas strenger als Firmen, die nur ein Produkt in ein bestimmtes Land exportieren, sinkt ihr Anteil auf nur mehr rund 7%. Die Anteile der „marginalen Importeure“ sind mit 7% und 3,5% nach diesen Definitionen nur halb so hoch. Wenig überraschend sind diese Anteile bei den kleineren Firmen wesentlich höher.

Insgesamt leistet eine kleine Zahl an Unternehmen einen großen Teil der Exportumsätze. Rund zwei Drittel der Exporte entfallen auf 5% der exportierenden Firmen, 75% auf etwa 10% der Firmen und 90% auf ein Viertel der im Export tätigen Unternehmen. Ähnlich sieht es beim Import aus. Lediglich 25% der Firmen zeichnen für 90% aller Importe verantwortlich. Unterscheidet man nach der unterschiedlichen Größe von Unternehmen, ist diese Konzentration zwar etwas geringer, aber immer noch stark ausgeprägt.

Aus wirtschaftspolitischer Sicht ist diese Konzentration einerseits ein klares Zeichen für die Erfolge einiger österreichischer Unternehmen auf internationalen Märkten; sie bedeutet allerdings auch, dass es in der österreichischen Wirtschaft eine Gruppe von Unternehmen gibt, die möglicherweise deutlich anfälliger für internationale Nachfrageschocks oder Störungen internationaler Liefernetzwerke sind.

Die Stärken exportierender Firmen

Exportierende Unternehmen sind größer, erwirtschaften mehr Überschüsse und investieren mehr im Vergleich zu Firmen, die nicht exportieren. Diese „Exportprämie“ liegt absolut bei einem Faktor von etwa 2-3. Pro geleisteter Arbeitsstunde liegen Umsatz, Löhne und Betriebsüberschüsse bei Exporteuren um einen Faktor 1.2 bis 1.6 höher. Berücksichtigt man jedoch sowohl die Größe und Produktivität der exportierenden Firmen als auch sozio-ökonomische Merkmale (Bildung, Alter, Geschlecht) der Beschäftigten zeigt sich, dass die Exportaktivität nur einen sehr geringen positiven Effekt auf Löhne und Gehälter der Beschäftigten hat, was bedeutet, dass Produktivität und Performance der Firmen wichtigere Faktoren sind. Diese Zusammenhänge, zeigen sich auch in Bezug auf ihre Importtätigkeit. Auch sind Firmen, die Teil einer internationalen Unternehmensgruppe sind, sehr oft ebenfalls größer und produktiver als rein inländische Unternehmen. Dieses Muster entspricht sowohl den empirischen Ergebnissen für andere Länder als auch der gängigen theoretischen Literatur über die Performance heterogener Unternehmen. Auch Firmen, die nur in ein Land oder nur ein Produkt exportieren (marginale Exporteure), sind tendenziell größer und produktiver als Unternehmen ohne Exportaktivitäten, allerdings in geringerem Ausmaß als Firmen mit diversifiziertem Exportportfolio.

Eine Erklärung für die positive Exportprämie ist die gegenseitige, enge Verbindung zwischen Exporten und Produktivität: Exporteure sind produktiver als Nicht-Exporteure und eine höhere Produktivität in der Vergangenheit geht einher mit einer signifikant höheren Exportintensität. Exporteure betreiben auch häufiger Forschung und Entwicklung (F&E) und investieren häufiger in Digitalisierung als Nicht-Exporteure. Es gibt kaum F&E-aktive Unternehmen ohne Exporte und je mehr in F&E investiert wird, umso höher ist der Exportanteil am Umsatz. Die Kausalität zwischen Exporten und F&E läuft in beide Richtungen, d.h. Exporte schaffen Anreize und Druck, neue Produkte zu entwickeln, genauso wie F&E die Grundlage für Produkte schafft, die international vermarktet werden können.

Fazit

Exporte sind für den Wohlstand in Österreich von entscheidender Bedeutung. Neue Daten zeigen, dass Exportaktivitäten in der österreichischen Sachgüterproduktion sehr verbreitet sind; die Hälfte der Firmen mit 10 oder mehr Beschäftigten exportieren. Zwei Drittel der Exportumsätze entfallen allerdings auf nur 5% der exportierenden Firmen.

Exportierende Firmen sind größer und wirtschaftlich erfolgreicher; pro geleistete Arbeitsstunde liegen Umsatz, Löhne und Betriebsüberschüsse bei Exporteuren deutlich höher als bei Firmen, die nicht exportieren. Der entscheidende Faktor ist hier die höhere Produktivität exportierender Firmen: je produktiver eine Firma ist, desto besser kann sie sich auf Exportmärkten behaupten; umgekehrt zwingt die internationale Konkurrenz exportierende Firmen, ihre Produktivität permanent zu erhöhen.

Wirtschaftspolitisch ergibt sich daraus, dass Maßnahmen zur Förderung der Produktivität von Unternehmen zu einer besseren Exportperformance führen und umgekehrt Maßnahmen zur Förderung der Exportaktivitäten eventuell zu einer besseren Performance der Unternehmen führen. Insbesondere sind die engen Beziehungen zwischen F&E und Exporten wirtschaftspolitisch sehr wichtig, denn sie zeigen einen Weg zur Steigerung der Exportintensität über die Förderung von F&E und Innovation auf.

Wenn es wie in der Vergangenheit gelingt, die Zahl der F&E-betreibenden Unternehmen in Österreich zu erhöhen, wird auch der Anteil der Exporteure weiter steigen. Analoges gilt für den Zusammenhang zwischen Produktivität und Exporten. Maßnahmen, die die Produktivität erhöhen wie etwa Forschungsförderung sollten langfristig auch die Exporttätigkeit der österreichischen Unternehmen steigern. Im günstigsten Fall verstärken sich Exporte und Produktivität über die Zeit gegenseitig.


[1] Diese Zahlen beziehen sich auf die Primärerhebung der Leistungs- und Strukturerhebung (LSE).

Autoren:

Dr. Bernhard Dachs und Univ.-Doz. Dr. Robert Stehrer (wiiw)

Bernhard Dachs ist Senior Scientist am Center for Innovation Systems & Policy des AIT Austrian Institute of Technology in Wien. Er studierte Volkswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien und erhielt ein Doktorat in Wirtschaftswissenschaften der Universität Bremen. Seine Spezialgebiete sind Innovationsökonomie und Internationalisierung, insbesondere im Hinblick auf die Internationalisierung von F&E, die Auswirkungen von Digitalisierung auf den Außenhandel sowie internationale Wertschöpfungsketten. Seine Arbeit ist vor allem empirisch und angewandt. Er war in einer Reihe von Beratungs- und Forschungsprojekten für österreichische als auch internationale Auftraggeber tätig. Seine Forschungsergebnisse wurden in verschiedenen referierten Fachzeitschriften veröffentlicht.

Robert Stehrer ist wissenschaftlicher Leiter am Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw). Seine Expertise deckt ein breites Feld der Wirtschaftsforschung ab, das von Fragen der internationalen Integration, des Handels und der technologischen Entwicklung bis hin zu Arbeitsmärkten und angewandter Ökonometrie reicht. Seine jüngsten Arbeiten konzentrieren sich auf die Analyse und die Auswirkungen der Internationalisierung der Produktion und des Wertschöpfungshandels. Weitere Beiträge beziehen sich auf den Zusammenhang von Digitalisierung, Demographie, Produktivität und Arbeitsmärkte. Er studierte Volkswirtschaft an der Johannes Kepler Universität und Soziologie am Institut für Höhere Studien (IHS) und ist Lektor für Wirtschaftswissenschaften an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU Wien) und der Technischen Universität Wien (TU Wien).

Die Grafiken wurden von Alireza Sabouniha erstellt. Alireza Sabouniha ist Research Assistant am wiiw und hat kürzlich sein Masterstudium in Volkswirtschaft an der WU Wien abgeschlossen.