FIW-PB 21 Kann die neue Architektur der Europäischen Wirtschaftspolitik die Euro-Zone aus der Krise führen?
Zusammenfassung:
Europas Wirtschaft löst sich allmählich aus Rezession und Stagnation und kann für 2014-15 eine Rückkehr zu mäßigen Wachstumsraten erwarten. Die bessere Konjunktur wird jedoch weder die Folgen der vergangenen Krisen – hohe Arbeitslosigkeit und Staatsschuldenlast – beseitigen, noch ihre tieferen Ursachen – mangelnde Budgetdisziplin und unterlassene Reformen zugunsten von Wachstum und Beschäftigung – beheben können. Dies erfordert vermehrte und nachhaltige Anstrengungen der Politik in den EU-Mitgliedstaaten. Bei guten Aussichten auf Preisstabilität wird die Geldpolitik die Erholung der Nachfrage unterstützen. Die Staatsschuldenkrise im Euro-Raum hat die Schwächen im wirtschaftspolitischen Ordnungsrahmen der Währungsunion offengelegt. Der Stabilitäts- und Wachstumspakt konnte permanente und teils ausufernde Budgetdefizite nicht verhindern. Über die Zeit kumulierende Divergenzen in Preis- und Kostenentwicklungen sowie Leistungsbilanzpositionen wurden zu spät erkannt und beachtet. Empfehlungen von EU-Kommission und Rat zur Wirtschaftspolitik in den einzelnen Mitgliedstaaten blieben weitgehend folgenlos. Die europäischen Institutionen antworten auf die Krise mit einer stärkeren Vergemeinschaftung der Wirtschaftspolitik. Zur Abwehr von Staatsschulden- und Bankenkrisen wurde der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) geschaffen und ein Stufenplan zum Aufbau einer Bankenunion erstellt. Die Politik der Mitgliedstaaten wird nunmehr enger koordiniert: nicht nur die Einhaltung der budgetpolitischen Regeln wird strikter überwacht, sondern auch die Konvergenz auf breiterer Basis, um Unterschiede in den Wettbewerbs- und Leistungsbilanzpositionen einzudämmen. Sanktionen sollen stärker als bisher greifen. (Noch weiter reichende Pläne für eine „echte“ Währungsunion sehen ein eigenes Budget für die Eurozone mit einem Transfermechanismus zur Finanzierung nationaler Reformprojekte vor, sowie die Einrichtung eines gemeinsamen Schuldentilgungsfonds). Das neue wirtschaftspolitische Regime greift stärker als bisher in nationale Souveränitätsrechte ein. Seine konsequente Anwendung und Durchsetzung durch EU-Kommission und Rat muss sich erst erweisen. Es kann jedoch nur erfolgreich sein, wenn es auch von den Mitgliedstaaten getragen wird und dort breite Akzeptanz in Politik und Gesellschaft findet.
Georg M. Busch (WU Wien)
Kann die neue Architektur der Europäischen Wirtschaftspolitik die Euro-Zone aus der Krise führen?
FIW Policy Brief 21
Dezember 2013
Sprache: Deutsch
Abstract:
Europe’s economy is gradually emerging from recession and stagnation and can expect a return to moderate growth rates in 2014-15. However, the improved economic situation will neither eliminate the consequences of the past crises – high unemployment and sovereign debt burden – nor address their deeper causes – lack of budget discipline and failure to implement reforms in favor of growth and employment. This requires increased and sustained policy efforts in the EU member states. With good prospects for price stability, monetary policy will support the recovery in demand. The sovereign debt crisis in the euro area has exposed the weaknesses in the economic governance framework of the monetary union. The Stability and Growth Pact was unable to prevent permanent and in some cases escalating budget deficits. Divergences in price and cost developments and current account positions that accumulated over time were recognized and taken into account too late. Recommendations by the European Commission and the Council on economic policy in the individual member states were largely ignored. The European institutions are responding to the crisis with greater communitarization of economic policy. To avert sovereign debt and banking crises, the European Stability Mechanism (ESM) was created and a step-by-step plan to build a banking union was drawn up. Member states‘ policies will now be more closely coordinated: not only will compliance with budgetary rules be monitored more strictly, but convergence will also be monitored on a broader basis to contain differences in competitive and current account positions. Sanctions are to have a stronger impact than in the past. (Even more far-reaching plans for a „real“ monetary union envisage a separate budget for the euro area with a transfer mechanism to finance national reform projects, as well as the establishment of a common debt redemption fund.) The new economic policy regime interferes more than before with national sovereign rights. Its consistent application and enforcement by the EU Commission and Council has yet to be proven. However, it can only be successful if it is also supported by the member states and finds broad acceptance there in politics and society.
Georg M. Busch (WU Vienna)
Can the new architecture of European economic policy lead the euro area out of the crisis?
FIW Policy Brief 21
December 2013
Language: German