FIW Policy Briefs | 2014-11

FIW-PB 24 TTIP und ihre Auswirkungen auf Österreich

Zusammenfassung:
Mit einem umfassenden und in der Öffentlichkeit höchst umstrittenen Handels- und Investitionsabkommen (TTIP) wollen die EU und die USA die größte Freihandelszone der Welt errichten und damit Wachstum und Beschäftigung stimulieren. Zwar prognostizieren alle bisherigen TTIP-Studien positive Handels-, Wohlfahrts- und Beschäftigungseffekte für beide Vertragsparteien (allerdings in ungleichem Ausmaß), doch treten diese nicht sofort ein, sondern erst sehr langfristig. Die TTIP ist daher zur Überwindung der gegenwärtigen Krise nicht geeignet. Die geschätzten Liberalisierungseffekte divergieren erheblich je nach Methode: Während allgemeine Gleichgewichtsmodelle (CGE-Modelle) sehr geringe Wohlfahrtseffekte ermitteln (½% bis 1% des BIP), versprechen Schätzungen mit Gravitationsmodellen außerordentlich hohe Gewinne (Steigerung der Realeinkommen in der EU um 5% und in den USA um 13,4%). Allerdings dürfte es zu starken (und politisch brisanten) Verlusten an Handel und Wohlfahrt in Drittstaaten (Handelsumlenkungen) kommen. Für Österreich wird eine langfristig realisierbare BIP-bzw. Wohlfahrtszunahme um 1,7% (CGE-Modell) bis 2,7% bzw. 2.9% (Gravitationsmodell) geschätzt. Das Inkrafttreten eines TTIP-Abkommens dürfte sich wegen vieler parlamentarischer Hürden (es handelt sich um ein gemischtes Abkommen) verzögern.

Fritz Breuss (WU Wien / WIFO)
TTIP und ihre Auswirkungen auf Österreich
FIW-Policy Brief 24
November 2014
Sprache: Deutsch


Abstract:
With a comprehensive and highly controversial trade and investment agreement (TTIP), the EU and the U.S. aim to establish the world’s largest free trade area and thus stimulate growth and employment. Although all TTIP studies to date forecast positive trade, welfare and employment effects for both contracting parties (albeit to an uneven extent), these do not occur immediately, but only in the very long term. TTIP is therefore not suitable for overcoming the current crisis. The estimated liberalization effects diverge considerably depending on the method: while general equilibrium (CGE) models identify very small welfare effects (½% to 1% of GDP), estimates using gravity models promise extraordinarily high gains (5% increase in real incomes in the EU and 13.4% in the U.S.). However, there are likely to be large (and politically explosive) losses in trade and welfare in third countries (trade diversion). For Austria, a long-term realizable GDP or welfare increase of 1.7% (CGE model) to 2.7% or 2.9% (gravity model) is estimated. The entry into force of a TTIP agreement is likely to be delayed due to many parliamentary hurdles (it is a mixed agreement).

Fritz Breuss (WU Vienna / WIFO)
TTIP and its impact on Austria
FIW Policy Brief 24
November 2014
Language: German