FIW-PB 49 Die Folgen des Brexit für Österreich und die EU
Zusammenfassung:
Der Brexit ist ein einmaliges Ereignis. Im bisher stets auf Wachstum ausgerichteten europäischen Integrationsgesche-hen gibt es zum ersten Mal einen Rückschlag: Die EU schrumpft. Die Motive für den Brexit waren vielfältig. Das stärkste dürfte der bereits politisch sehr weit (für die Briten zu weit) fortgeschrittene Integrationsprozess und das Ziel „einer immer engeren Union“ gewesen sein. Nach viereinhalbjährigen Verhandlungen fand der Brexit mit einem Handels- und Kooperationsabkommen (HKA) seinen Abschluss. Die Folgen für beide Parteien für den bilateralen Handel und die je-weilige Wohlfahrt sind schwer abschätzbar, handelt es sich doch um ein einmaliges Politik-Experiment. Wenn es Verlie-rer geben wird, ist das vor allem das Vereinigte Königreich. Zwar gibt es im Warenhandel keine neuen Zölle und Quo-ten, doch führen neue Handelshemmnisse (Zollkontrollen etc.) zu Einschränkungen. Die übrigen drei Freiheiten des EU-Binnenmarktes (Dienstleistungen, Kapital und Personen) wurden im HKA nicht oder unvollständig geregelt. Besonders die Bedingungen für den Handel mit Finanzdienstleistungen – ein Schwerpunkt Londons – sind noch offen. Der Brexit und das Schrumpfen der EU dürfte neben der Abkühlung der bilateralen Beziehungen auch Folgen für beide Parteien haben: Das Vereinigte Königreich könnte ebenfalls schrumpfen, wenn Nordirland einen Zusammenschluss mit Irland anstrebt. Die verkleinerte EU verliert international sowohl politisch als auch ökonomisch an Gewicht.
Fritz Breuss (WIFO, Wirtschaftsuniversität Wien)
Die Folgen des Brexit für Österreich und die EU
FIW-Policy Brief 49
März 2021
Sprache: Deutsch
Abstract:
Brexit is a unique event. For the first time in the history of European integration, which has always been geared toward growth, there has been a setback: the EU is shrinking. The motives for the Brexit were manifold. The strongest may have been the integration process, which was already politically very far advanced (too far for the British), and the goal of “ever closer union.” After four and a half years of negotiations, the Brexit was concluded with a Trade and Cooperation Agreement (TCA). The consequences for both parties in terms of bilateral trade and respective welfare are difficult to assess, as this is a unique policy experiment. If there will be any losers, it will be primarily the United Kingdom. Although there are no new tariffs or quotas on trade in goods, new trade barriers (customs controls, etc.) will lead to restrictions. The remaining three freedoms of the EU internal market (services, capital and people) were not or incompletely regulated in the PCA. In particular, the conditions for trade in financial services – a focus of London – are still open. Brexit and the shrinking of the EU are likely to have consequences for both parties, in addition to cooling bilateral relations: The UK could also shrink if Northern Ireland seeks a merger with Ireland. The downsized EU loses weight internationally, both politically and economically.
Fritz Breuss (WIFO, Vienna University of Econmics and Business)
The consequences of Brexit for Austria and the EU
FIW-Policy Brief 49
March 2021
Language: German